Kunst vs. Design

Das hier ist einer der ersten Einträge auf Deutsch. Bestimmte Themen sind besonders relevant für Leser aus dem deutschsprachigen Raum, denn sie beziehen sich direkt auf meine Erfahrung mit Universitäten, Akademien und vor allem Fachhochschulen in Deutschland! Also dann…

Vielleicht hat der eine oder andere schon meine Über Mich Seite betrachtet. Sicherlich ist euch aufgefallen, dass ich meine Kunststudien bewusst etwas genauer definiere und als “Design” kennzeichne. Das hat auch einen wichtigen Grund, denn hinter den beiden Begriffen stecken zwei teilweise sehr unterschiedliche Arten der Gestaltung. Vor Allem Studieninteressierte sollten vor Ihrer Bewerbung die wichtigsten Unterschiede kennen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich wie wenig so mancher über die verschiedenen Ausrichtungen der gestalterischen Studiengänge weiß und sich oft blind drauflos bewirbt. Auch ich hatte nicht viel Ahnung und wusste nicht recht, ob ich mich an einer Kunstakademie oder an einer Fachhochschule bewerben soll. Ich entschloss mich also möglichst viele Beratungstermine wahrzunehmen. Leider musste ich feststellen, dass eher FHs so etwas anbieten und musste mich, was die Kunstakademien anging, mit den Informationen ihrer Internetseiten begnügen. Von den Modulen her alleine gab es eher keine gravierenden Unterschiede. Umso mehr aber was die Eignungstests anging…

Und so besuchte ich einige Design-Mappenberatungen (also FHs). Die aller erste Frage, die der jeweils anwesende Professor stellte war oft, was wir über Design wüssten und was wir uns darunter vorstellten…Ruhe. Ob es Scham war oder Unwissenheit, meistens dauerte es ziemlich lange bis etwas aus uns rauskam und der Prof war noch nicht mal überrascht. Die meisten versuchten Design als den Vorgang das Aussehen einer Sache zu Gestalten darzustellen, wie es vor Allem bei Produktdesign oder Modedesign der Fall ist. Der Professor bekam mehr Beispiele als Definitionen zu hören und so stellte er uns seine (in meinen Augen eher feindselige) Sicht der Dinge vor: ” Die (die freien Künstler) hängen in ihren Ateliers rum und versuchen die Sichtweise der Menschen auf die Welt zu ändern. Wir (die Designer) präsentieren den Menschen die Welt auf neue und interessante Weisen. Das bedeutet aber nicht, dass wir weniger kreativ sind, denn das ist was sie über uns denken, ein Haufen Handwerker die Bilder produzieren anstatt sie zu erschaffen.” Jeder war von der polarisierenden Ausdrucksweise überrascht.

Aber die Antworten, die ich bekam genügten mir nicht und so dachte ich lange über diese Frage nach. Und es stellte sich heraus, dass ich es sich lohnen würde, da ich in der letzten Phase einer Eignungsprüfung eine eigene Antwort darauf geben musste. Folgendes ergab sich für mich:

Freie Kunst: der Künstler benutzt seine eigenen Ideale/Ansichten für die Kunstwerke + die Intention ist es den Betrachter zum Nachdenken und Hinterfragen seiner eigenen Ansichten zu einem bestimmten Thema zu bringen

Design: der Designer arbeitet in den meisten Fällen für jemand anderes und ihm wird die Aufgabe anvertraut die Ideale und Ansichten des Kunden zu visualisieren und zu realisieren, dennoch ist die Unterscheidung nicht so eindeutig

Aber was passiert, wenn ich versuche einen Modedesigner und einen Concept Artisten mit meinen Thesen zu beschreiben? Prominente Modedesigner haben in der Regel keine Vorgesetzten. Und Concept Artisten haben welche. Nun ja, Letzteres lässt sich einfach aufklären. Sucht man nach einer Erklärung im Internet wird man schnell feststellen, dass es sich dabei um einen irreführenden Begriff handelt. Eigentlich handelt es sich um Visual Designer. Das Problem mit dem Modedesigner ist etwas komplizierter, wie ich finde. Offensichtlich gibt es viele “freie” Modedesigner, aber was sie von freien Künstlern unterscheidet ist die Tatsache, dass ihre Kreationen nicht die so typische Reaktion des Hinterfragens und Nachdenkens beim Betrachter auslösen. Und Freiberufler (freelancer) sind eine ganz eigene Sorte, denn oft wechseln diese frei ihre Rollen als freie Künstler oder Designer, je nachdem was gebraucht wird.

Im Endeffekt gibt es durchaus zahlreiche Unterschiede zwischen freien Künstlern und Designern auch wenn sie manchmal nicht ganz so eindeutig sind. Tatsache ist aber, dass jeder, der sich einer dieser beiden Sparten  zuordnet ein KÜNSTLER ist!